“Brennpunkt Kelmesberg – skandalöse Zustände in einem Obdachlosenheim” – Mit dieser Überschrift wollte Spiegel-TV am Montagabend über die aktuelle Situation der Obdachlosen am Kelmesberg berichten. Der Bericht wurde allerdings trotz vorheriger Ankündigung nicht ausgestrahlt. Wie kam es dazu?
Bereits seit Jahren bemängeln Bewohner die Bedingungen und die Betreuung in der Unterkunft am Kelmesberg. Einige von Ihnen wünschen sich eine Verbesserung und wandten sich deshalb an die Redaktion von Spiegel-TV. Bereits kurz nachdem die Stadtverwaltung von den Dreharbeiten in der Unterkunft erfuhr, verschickte sie Briefe an die Bewohner der Unterkunft und an die Redaktion von Spiegel-TV.
Laut Stadtverwaltung hatten die Journalisten keine Berechtigung dort zu filmen. Bewohner der Unterkunft hatten diesen ihre Situation am Kelmesberg präsentiert und dazu ihre Wohnungen filmen lassen und Interviews gegeben.
“Bis zu einer Genehmigung, untersage ich auf den Grundstücksflächen, Bild, Ton- und Filmaufnahmen zum Zweck der Veröffentlichung in jedweder Form. Ungenehmigte Filmarbeiten werde ich als Hausfriendensbruch strafrechtlich verfolgen.” wird den Obdachlosen schriftlich mitgeteilt. Gleichzeitig wird angemerkt, dass es den Bewohnern freigestellt sei, die Probleme der Unterkunft öffentlich anzusprechen, nur zeigen dürfe man sie eben nicht.
Der Vorwurf die Stadtverwaltung wolle verhindern, dass Bewohner der Unterkunft Ihre Wohnsituation und die dortigen Probleme veröffentlichen steht im Raum.
Tobias Schneider, Pressesprecher der Stadt Stolberg, widerspricht diesem Vorwurf und teilt mit, man wolle die Berichterstattung über den Kelmesberg nicht verhindern.
Wir haben die Verwaltung gefragt, wieso den Bewohnern dann rechtliche Konsequenzen angedroht wurden, wenn Sie selbst Bilder oder Videos ihrer eigenen Wohnsituation erstellen und im Anschluss veröffentlichen?
“Es ist so, dass die Bewohnerinnen und Bewohner nicht das Recht haben, Dreharbeiten in den ihnen zur Verfügung gestellten Wohnungen zu erlauben. Es handelt sich hierbei um städtische Liegenschaften, weshalb auch wir als Stadt eine Drehgenehmigung erteilen müssen. Eine entsprechende Anfrage liegt uns von Spiegel TV bis heute nicht vor.
Hinzu kommt, dass viele Bewohnerinnen und Bewohner des Übergangswohnheims in Wohngemeinschaften leben und somit nicht ein Bewohner eigenmächtig entscheiden kann, dass die gemeinsam genutzte Wohnung Teil einer Berichterstattung wird.”
Das stößt bei einigen Bewohnern auf wenig Verständnis. Sie sehen den erhaltenen Brief als Einschüchterungsversuch, da man keine andere Möglichkeit habe sich Gehör zu verschaffen, als die Situation der Öffentlichkeit zu zeigen.
Die Stadt beruft sich auf die rechtliche Situation, einen Standpunkt den man juristisch vermutlich nachvollziehen, moralisch aber durchaus kritisch betrachten kann.
Wir haben nun ebenfalls eine Drehgenehmigung erfragt und eine solche erhalten. In Kürze werden wir den Kelmesberg besuchen und euch die Wohnsituation und Bedingungen vor Ort präsentieren.