Bereits über 180.000 Menschen haben das Video einer ortsfremden Helferin aus Köln angesehen, die ihre Erlebnisse nach dem Hochwasser im Stadtteil Mühle schildert und dabei schwere Vorwürfe gegen die öffentlichen Einrichtungen unserer Stadt erhebt.
Ihr sei aufgefallen, dass es auf der Mühle bis Donnerstag keinerlei öffentliche Hilfsstrukturen gegeben habe: „…bis Donnerstag gab es keinen Einsatz des THWs, keinen Einsatz des roten Kreuzes, keine Hilfe durch die Kommune oder den Landkreis. Die Menschen auf der Mühle waren und sind noch immer auf sich selber gestellt.“, beschreibt die junge Frau ihre Erlebnisse vor Ort in einem sechseinhalb minütigen Instagram-Video.
Grund für die fehlende Unterstützung sei unter anderem der erhöhte Ausländeranteil im Stadtteil. Sie habe von offizieller Seite verschiedene rassistische Äußerungen gehört.
Auch Stolberger Helfer hatten in den sozialen Medien die fehlende Unterstützung für den Stadtteil öffentlich kritisiert und auf Probleme bei der Versorgung des Stadtteils aufmerksam machen wollen.
Tatsächlich haben sich auf der Mühle sehr viele Menschen selbst organisiert und unabhängig von THW, Stadtverwaltung und rotem Kreuz eigene Spendenzentren und Essensausgaben ins Leben gerufen.
„Der Zusammenhalt im Stadtteil ist so hoch wie nie zuvor!“, teilt uns einer der freiwilliger Organisatoren vor Ort mit.
Wir haben die Stadt Stolberg mit den Vorwürfen konfrontiert und die Verwaltung widerspricht den Anschuldigen:
„Wir sind eben gemeinsam mit dem Bürgermeister nochmals auf der Mühle gewesen und haben mit den Menschen vor Ort geredet. Wir haben als Stadt die vom Hochwasser hart getroffenen Menschen auf der Mühle genauso unterstützt wie in anderen betroffenen Stadtteilen. Die Räumung des Schutts läuft auf Hochtouren, auch durch städtische Mitarbeiter. Darüber hinaus haben wir auch die Bewohner*innen der Mühle bereits letzte Woche mit Bargeld unterstützt. Nur wenige Straßen weiter stellen wir kostenlose Dusch-, Wasch- und Sanitäranlagen zur Verfügung. Kleintransporter mit Lebensmittel- und Sachspenden fahren natürlich auch die Mühle regelmäßig an. Die Stadtverwaltung steht ebenfalls nur wenige Straßen weiter als Ansprechpartner bereits und gibt z.b. die Dokumente für die Landes- und Bundeshilfen aus bzw. nimmt diese zur Auszahlung entgegen. Der Bürgermeister war bereits mehrfach auf der Mühle vor Ort.“ so Pressesprecher Tobias Schneider per Mail.
Trotzdem habe man Verständnis für die aktuelle Unzufriedenheit:
„Natürlich können wir verstehen, dass einige Menschen trotzdem unzufrieden sein mögen. Das lässt sich in der aktuellen Lage kaum vermeiden, weil wir in der Tat nicht überall 24 Stunden vor Ort sein können. Da sind wir als Stadt – nicht nur auf der Mühle – auf die sehr gut funktionierende Arbeit der Ehrenamtlichen vor Ort angewiesen. Diesen gilt unser großer Dank.“
Für den Rassismusvorwurf gäbe es keinerlei Grundlage:
„Den Rassismusvorwurf weisen wir auch mit Hinweis auf die oben beschriebene Aktivität mit Nachdruck zurück. Er entbehrt jeglicher Grundlage.“
Auf allen Seiten ist man allerdings der Meinung, dass man Stolberg nur gemeinsam retten kann und wir alle Hand in Hand arbeiten müssen, um unsere Stadt wieder aufzubauen.